Samstag, 11. Oktober 2014

Ich bin dann mal weg - Meine Reise auf dem Jakobsweg

Hallo ihr Lieben!

Wie ihr bereits in der Überschrift gegelesen habt, hab ich in den vergangenen Wochen den Jakobsweg bewältigt. Der Jakobsweg -in Spanisch: Camino de Santiago- ist ein Pilgerweg, und für all diejenigen, die in Eintracht mit Gott sein wollen oder sich einfach vor einer Herausforderung stellen.
Natürlich stellt sich jetzt die Frage, wie kann ein 17-Jähriges Mädchen JETZT den Jakobsweg machen...hat sie keine Schule...hat sie nichts besseres zu tun.
Naja, ich geb zu am Anfang wollte ich ihn selbst gar nicht machen, sozusagen wurde ich beinahe gezwungen und große Überredungskünste waren nötig, bis ich meine Entscheidung traf...aber stopp...ich erzählen euch jetzt meine Geschichte auf dem Jakobsweg, von Anfang an bis zum Schluss...und ich sag euch eins für MICH persönlich waren sie vergangenen Wochen einfach nur ohne Worte...
...aber jetzt genug unsinniges Zeug geredet, alsoo alles fing an einem Motagmorgen an, als...

...mein Vater mir Vorschlug das nächste Schuljahr in Trient, Ialien, zu verbringen und dort auch die Schule zu besuchen. Ich war gleich begeistert von diesem Vorschlag. Stundenlang beschäftigten wir uns mit diesem Thema und suchten auch stundenlang nach einer geeigneten Schule, in der ich mich wohl fühlen würde. Als wir eine gefunden haben und uns mit dem Direktor abgesprochen hatten, stand nichts mehr im Weg. Ich würde das nächste Schuljahr in Trient verbringen. Nun fragt man sich aber natürlich, wie kann es sein, dass dieses Mädchen nach Italien geht und dann in Spanien landet und den Jakobsweg macht. 
Naja... an meinem ersten Schultag in meiner neuen Schule war ich sehr aufgeregt. Ich betrat mein neues Klassenzimmer und 25 neue Gesichter schauten mir entgegen, schüchtern stellte ich mich vor und setzt mich neben einem Jungen in die erste Reihe, der mir gleich einen Platz angeboten hat. Am Anfang war ich ziehmlich hilflos, stellte mich schüchtern in der Pause neben meinen Klassenkollegen und hörte ihnen leise zu, wie sie sich in italienisch lauter Witze erzählten und aufgeregt für die ersten Tests lernten. Doch ich fing an mich zu trauen mit meinem dürftigen italienisch mit ihnen zu reden und es ging immer besser.
Und dann nach einer Woche hieß es plötzlich, in 5 Tagen geht es ab nach Spanien. Das hat mich schon ziemlich geschockt, da ich nicht darauf gefasst war. Und dann hieß es plötzlich wir machen den Jakobsweg...und ich nur so... den PILGERWEG?? und sie so: Sí Sí
und ich so: Wie konnte mir das entgehen..??
Naja, wie ich dann erfuhr hat der Direktor der Schule vergessen, mir das mitzuteilen. Aber ich saß dann trotzdem eine Woche später im Flugzeug mit meiner neuen Klasse und meinen drei Professoren, die mich überredet hatten mitzukommen...damit ich mich mit der Klasse anfreunden kann und Freunde finde...
Ach eines muss ich euch noch sagen, wir haben nicht den gaaanzen Weg gemacht, nur die letzten 150 km. Wir waren 6 Tage lang unterwegs, pro Tag ca. 25 km, das heißt ca. 5-8 Stunden gehen.
Ob es einfach für mich war: NEIN, es war alles andere als EINFACH.
Nach dem ersten Tag hab ich gedacht, wenn das so weiter geht schaff ich das locker...leider bekam ich am zweiten Tag eine Blase an meinem kleinen Zeh und die nächsten Tage wurden zur Qual. Ich könnt euch nicht vorstellen, wie so eine kleine Blase am kleinen Zehr schmerzen kann. Am vierten Tag, glaubte ich es nicht mehr zu schaffen, ich war Vorletzte und humpelte nur noch und es lagen noch 15 km vor mir, bevor ich in der Herberge ankam. Ich fühlte mich alleine, da alle voraus gingen und ich alleine ging. Nur die Professoren und ein anderes Mädchen waren hinter mir, weil sie hinter mir sein mussten, außer dem Mädchen, dieses schafte es auch kaum mehr. 
Wie ich es trotzdem geschafft habe, ohne mich bei Professoren zu beschweren?
Ich ging weiter, versuchte nicht über die Schmerzen nachzudenken und hörte Musik. Besser gesagt nur Lieder der Bänd "One Republic", sie gaben mir Kraft. Hört sich vielleicht etwas übertrieben an, aber als ich so ging, in der Natur, alleine, traurig, aber trotzdem irgendwie glücklich all die anderen Pilger zu sehen, wie sie einander halfen und wie Bewohner der kleinen Dörfer für uns Pilger Früchte und Wasser herausstellten berührte das mein Herz und One Republic machte die Welt gut. Vorallem das Lied "Preacher" als ich es das erste Mal hörte, fing ich an zu weinen!! und ein Pilger fragte mich ob alles in Ordnung sein und ich antwortete "Every thing is okay, I am only happy"
Und das war ich wirklich und wie ich so ging, hab ich auch nachdenken können, nachdenken über Dingen, über Dinge für die man eigentlich keine Zeit hat...oder keine Lust hat.
Außerdem konnte ich wirklich einige Freundschaften schließen und bemerkte auch erst so, wie fest meine Klassenkameraden zusammenhalten können.
Und das Wundervollste war in Santiago anzukommen und zu wissen, dass man neue Freunde gefunden hat, glücklich ist und der Weg zu Ende ist.
Jetzt zurück, kommt es mir vor als wäre es eine andere Welt gewesen und kann es nicht glauben, was für eine wunderbare Erfahrung das war.
Nun ja, das war meine kleine Geschichte, jetzt bin ich wieder in Trient und muss hart auf allen Prüfungen lernen. Denn die Schule ist ziemlich schwer...aber das ist eine andere Geschichte...
...die ich euch ein anderes mal erzählen werde.
Ich hoffe, dass es euch gefallen hat und wenn ihr noch Fragen habt, dann schreibt mir doch bitte einen Kommentar.
Eure Maylan ♥